unerhört.

„wer bist du?“ frage ich dich schon fast flehend. allerdings ängstlich vor der antwort.
du erklärst mir deine welt. von liebe und so. davon du selbst zu sein. zwängen zu entgehen. einfach auf der anderen seite zu sein.
die andere seite. die an erwartungen rüttelt. in frage stellt. gut so.
erwartungen definieren die welt. irgendwie. machen dich zu dir. mich zu mir.

anhimmeln - to01
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alte muster zu verlassen ist schwierig. erwartungen zu ignorieren auch schwierig. die seite wechseln. schwierig. auf dem schmalen grad des selbstverrats nicht abzustürzen. schwierig.
„ich kannst dich nicht enttäuschen, nur überraschen.“ deine rechtfertigung. oder antwort. ich brauche tage um zu verstehen.
aber die frage bleibt. „wer bist du?“

bargespräche.

der eckplatz in einer bar ist doch wirklich deluxe. ja. der am fenster. totaler überblick über den laden und auch die strasse ist gut zu sehen. wichtig.
vor mir ein witziges trio aus dorfschönheit. nerd. und h&m fetisch boy.
sie. blond. blauäugig. mit der figur einer abgemagerten madonna. hat sie eindeutig den unschuldigen blick und will endlich horizonterweiterung erfahren. lebt in ihrer „titanic“ phantasie der wahren liebe. liebes. das ist die stadt. das ist sünde. und irgendwie kaufe ich ihr die unschuldsnummer nicht ab. nicht diesen lippen.
der nerd. topfschnitt. kurzzeitig neide ich volles haar. typische körperstatur und ein herr der ringe shirt. was auch sonst. gollum ist sein star. und das muss er auch jede minute sagen. er sitzt ihr gegenüber und weiß einfach mal nichts mit dem weiblichen geschlecht anzufangen. der hobbit.
der h&m junge. dünner als sie. was an misshandlung denken lässt. man. und ich bin schon wenig. hat modelhaare. der baumwollshirtvausschnitt zeigt seinen bauchnabel. aber zum glück sehe ich ihn nur einmal von vorn. dazu aber hochgeklappter jackenkragen als er geht. er muss noch viel lernen. jedoch deutlich aufmerksamer als der nerd. er weiß warum er da ist.
rein optisch gehen h&m liebchen und dorfschönheit zusammen nach hause. doch sehe ich mehr chancen für den nerd. den er sagt wenigstens mal was.
und bäm.
der nerd macht den fehler des abends. fängt an leo schlecht zu machen. zu reduzieren. auf titanic und irgendso nen film den keiner kennt. und den vergleich hätte wohl gollum auch bei 2 milliarden anderen menschen verloren. er kann ja „departed“ und „inception“ nicht kennen. er hängt immernoch bei der 2345 wiederholung von „die drei türme“. und elbische verben sind nicht seine stärke.
das wars für dich junge. aber halb so wild. du hast eh nicht gewusst worum es geht.
nämlich.
es geht um das stete anbiedern von sologirls. das austauschen von köpersäften nach quote. qualität spielt da meistens keine rolle.
es ist die zeit von studienanfängern. die lullis. kann nicht glauben das wir so waren.

dein buch.

du schaust in deine vergangenheit. fragst dich nach dem warum. warum?
die vergangenheit erzählt dir ihre geschichte. deine geschichte. die dich zu dem gemacht hat wer du bist.
du hörst liebe und glück. erlebnisse und tragödien. du hörst makel und zweifel.
den ganzen scheiss.
und alles was du tust, ist darin zu kramen. schlüsse zu ziehen und veränderung zu schwören.
wozu?
es ist nicht möglich am rad der zeit zu drehen. oder es anzuhalten. ich habe es selbst versucht.
aus fehlern haben wir gelernt. und die makel formten unseren charakter. es war nichts sinnlos. oder falsch.
es ist jetzt. und gestern ist lange her. die vergangenheit ist dein buch. aber darin leben solltest du nicht.

der vorleser.

es war unsere erste gemeinsame nacht. die nicht zusammen begann und mit „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ endete.
es war schon lange hell als ich das buch zur seite legte. dir liebevoll kindlich einen kuss auf die stirn gab. und dir die bettdecke fürsorglich bis unter das kinn zog. ich löschte das licht und verlies das zimmer im schmalen schein der morgensonne.
ich erinnerte mich an meine kindheit. und suchte nach dem tag, an dem ich das letzte mal etwas vorlas. es scheint unendlich lang her zu sein.
ich fühle die wohlige wärme der worte. die sicherheit und liebe die sie mir gaben. bis ich schließlich eins mit der geschichte wurde und schlief.
als ich die wohungstür leise hinter mir zuzog wünschte ich mir, dass ich dir einen teil dessen geben konnte. genoss den gedanken der tat. und ging.

b+a=ba~c

es ist die addition. die welt ist addition. du und ich. addition.
du subtrahierst das böse. multiplizierst mit glück. und addierst dich.
nachdem ich mich negiert hatte um positiv zu werden.
ergab unsere summe die unendlichkeit.
unsere differenz null.
mathematisch korrekt.
was zu beweisen war. b+

wozu.

deine stimme klingt belebend als sie mir meine welt erklärt. die zeit biegt sich in unserer verbindung.
der abend ist warm. ich sitze in einer kleinen bar am ufer. elektronische musik nippt an dem bier in meiner hand. und nur leise dringt der bass in mein ohr welches allein dir gehört. in dieser nacht. jetzt.
meine stimme zittert bei dem versuch türen zu öffnen. ich habe schon lang aufgegeben nach ihren schlüsseln zu suchen. dem schlüssel.
ich lüge in dein ohr.
die sonne verschwindet hinter der flussbiegung. hinterlässt ihren roten streif auf dem wasser. eine laue brise verbreitet den duft der natur.
eisern liegt er in meiner hand. reibt sich am stoff der hosentasche. naiv schelmisch flüstere ich dir zu, dass ich diesen einen schlüssel nicht finden kann. du weist das. und schweigst.
es ist dunkel geworden. lauter. die kleine bar hat sich gefüllt. wir beenden unser gespräch. du entlässt mich in die realität. ich genieße ein letztes bier. stehe auf. und gehe.
ich weis jetzt wozu.

nichts sagen müssen.

es muss kurz vor vier sein als ich unseren bungalow verlasse. die letzten nebelschwaden, der rausch der letzten nacht, verlieren sich glitzernd an der meeresoberfläche. der geschmack von cuba libre liegt immernoch leicht auf meinen lippen.
es war die mittagssonne die uns weckte. die sich heimlich in unser bett schlich. es war diese ungewohnte helligkeit.
es muss über eine stunde her sein. ich liege still neben dir. betrachte gedankenlos deinen nackten rücken. den fall deines haares. die silhouette deines körpers.


[image by marcel germain]

es muss kurz nach vier sein als ich das meer erreiche. meine füße tänzeln über den heißen kiesel des strandes. erreichen das kühle nass.
kaum menschen am strand. im wasser. ich schwimme einige kräftige züge gen horizont. um mich dann gemütlich treiben zu lassen.
die blauen fenster und türen des hauses, was uns seit mehreren tagen beherbergt, leuchten unweit des strandes. ich schaue zurück. sehe in das bett, in dem du selig auf den duft von kaffee und frühstück wartest. es ist dieser gedanke, der mich zum strand zurückkehren lässt.
es muss vor etwa einer stunde gewesen sein, als ich das bett verlies um im meer zu schwimmen. auf leisen sohlen schleiche ich durch die kühle des hauses. öffne leise schränke und türen. verbreite den erwarteten duft von morgen in den zimmern. in einiger entfernung rauscht wohlig das meer.
ich blicke mich um. da stehst du. und nur mein hemd fällt lässig über deine schultern. die wildniss deiner haare, der verträumte blick, das wissende lächeln.
es sind die minuten, die du so in der tür lehnst. ohne worte. denn du brauchst nichts zu sagen.

es geht euch gut.

ihr. ihr da draussen seid es. die wichtig sind. das zentrum eines universums bildet.


[image zlan zihan]

es ist so verdammt wichtig. und manchmal so schwer – gute freunde zu haben. die durch bloße anwesenheit das gefühl der sicherheit verbreiten. die zuhören wenn du reden willst. die reden wenn du zuhören willst.
die einen verstehen. es versuchen. und beim ersten scheitern nicht hinwerfen. die deine macken kennen. und wissen sie zu ertragen.
es sind die schweigenden minuten vor der bildmaschine. die betrügerischen kartenspiele. die tanzstunden an der bar.
danke dafür.

kein wort. um alles zu wissen

kein wort verlässt deine lippen. das braucht es nicht.
es ist dieses magische. zwischen menschen. das wortlose verstehen. ohne das es gewollt ist. ohne das man es schnell bemerkt.
ich fand es faszinierend, wie du meine stimmung aus meinem gesichtsausdruck lesen konntest, ohne mich jemals so gesehen zu haben.
ich kannte die art deiner gedanken, während du schweigend der untergehenden sonne hinterjagtest.
es waren diese zwei sekunden, in denen sich unsere blicke trafen, um sich geschichten zu erzählen. um meinungen zu tauschen.
diese eine keine wort. um alles zu wissen.
es ist dieses keine wort. was einfach nicht da ist.
zwei augen, die andere zwei augen in der runde suchen.

nachts unterwegs.

es ist nicht das erste mal gewesen. das der tag lang war. und scheisse. das der kopf voll war. mit scheisse. das die gedanken zu viel waren. zu scheisse.
also tue ich es. ich fahre raus. lasse die stadt hinter mir. vergesse den tag, den kopf, verliere mich in gedanken über fahrbahnbeschaffenheit und geschwindigkeit.

[image to01]

es ist schön. nachts. radzufahren. du siehst so wenig. du riechst, schmeckst und hörst umsomehr. die stille der landschaft. das leise knirschen der räder auf staubigem asphalt. der geschmack des waldes. der geruch der felder.
ich begegne einer person. wenigen autos und noch weniger tieren.
es ist die grenzenlosigkeit. die spürbar in kälte und einsamkeit endet.
She can hold onto her own
If it comes to push and shove
She has kept a lookout on
Over what’s left of their love
And he keeps himself held back
For both their peace of minds
But he’s no less quick to know
To begrudge of what he finds

[caribou – kaili]
all das macht nichts. der gleichmäßige tritt, der wind, die dunkelheit relativieren raum und zeit.
ich weiß nicht wo ich bin. es interessiert mich nicht. ich fahre.
und ich werde es wieder tun. nachts unterwegs.